Preiswerter Einstieg: QO-100

Minimallösungen

Möchte man mit QO-100 beginnen, so will man oftmals nicht sofort große Summen ausgeben um eine Luxus-Station aufzubauen. Das ist auch nicht notwendig, im Gegenteil, Reinschnuppern und ordentlicher QSO Betrieb ist mit erstaunlich geringen Investitionen möglich.

Es gibt Teile die man auf jeden Fall benötigt, und es gibt Teile die von der vorhandenen Station abhängen.

Beginnen wir mit den Teilen welche man immer braucht:

Die Schüssel:

Ich empfehle eine 80cm oder 90cm Sat Schüssel. Es geht auch mit 60cm (oder sogar weniger) wenn es sein muss, aber 80 bis 90cm funktionieren schon sehr gut. Außerdem sind das Standardgrößen für Astra-Anlagen und daher meist für sehr kleines Geld zu bekommen. Meist kann man solche Schüsseln kostenlos bekommen, einfach im Internet Kleinanzeigen durchsuchen oder im Bekanntenkreis fragen. Die Schüssel unserer Clubstation DL0ZW hat 85cm und wurde bei Hausrenovierung verschenkt. Preis für die Schüssel ... 0.-

Antennenfeed:

der Empfang erfolgt mit einem normalen Fernseh LNB, zum Senden braucht man eine 2,4 GHz Antenne.
Als Quasi-Standard hat sich die POTY (Patchfeed Of The Year) Antenne entwickelt und wird von sehr vielen Funkamateuren selbst gebaut und benutzt. Die Bauanleitung ist im Internet leicht zu finden. Diese Antenne vereint den Empfangs-LNB und die 2,4 GHz Sendeantenne in einem Stück. Leicht herstellbar, leicht montierbar.

Kosten:
LNB (wir benutzen den Megasat Diavolo Twin) ... 11.-
Rocket-LNB (es wird nur die rote Plastiklinse und der 40mm Halter benötigt, wir benutzen den Read Eagle Black Buster) ... 13.-
Kupferblech 1mm ... 7.-
Kupferrohr 20/22mm ... 2.-
SMA-Buchse ... 4.-

der Zusammenbau erfolgt nach Bauanleitung selbst, Gesamtkosten ca. 37.-

Mit etwas Recherche und Eigenleistung ist die komplette QO-100 Antennenanlage für unter 40.- herstellbar.

Einspeiseweiche:

ein LNB benötigt 12 bis 14V DC-Spannung auf dem Koaxanschluss als Phantomspeisung. Es gibt solche Speiseweichen im Internet für ca. 8.-
Man kann das aber auch ganz leicht selbst bauen mit etwas Draht und einem Kondensator aus der Bastelkiste, Preis ... 0.-

13cm Endstufe:

Für ein ordentliches Signal mit einer 80cm Schüssel brauchen wir 5 Watt SSB Leistung. Das entspricht einer CW-Peak-Leistung von 20 Watt.
Daher sind chinesische Wifi-Booster mit 4 bis 8 Watt Peak zu schwach. Sie können ggf. als Treiber benutzt werden.

Fertiglösungen:

wer gar keinen Draht zum basteln hat und es unbedingt fertig kaufen will, findet einige Hersteller von 13cm QO-100 PAs welche 20 Watt können. Beispielsweise die PA von LG-Labs und andere. Man muss mit Kosten um die 140.- rechnen. Diese PAs brauchen ca. 500mW Eingangsleistung welche von üblichen 13cm Sendekonvertern nicht erreicht werden. Daher ist noch ein Zwischenverstärker erforderlich, wofür sich u.U. ein Wifi-Booster eignet, der ca. 30.- kostet. Für eine Lösung aus fertigen Komponenten muss man also mit ca. 170.- rechnen.

Eigenbau:

wir haben im Verein zwei Platinen entwickelt, welche den Selbstbau so einer 20W PA ermöglichen. Die Bauanleitung ist auf dieser Webseite zu finden (siehe Menü). Eine PA dient als Treiber, die andere als 20W Endstufe. Das teuerste dabei sind die Transistoren. Der Treibertransistor kostet 15.-, in der 20W PA kostet er 45.-
Es fallen also folgende Kosten an:
Transistoren ... 60.-
Kleinteile ... 20.-
Kühlkörper oder Alu-Blech ... 5.-
In Eigenleistung ist diese PA für ca. 90.- herstellbar. Für den Abgleich reicht ein normales Voltmeter.

PA Netzteil:

alle diese PAs benötigen ein Netzteil mit ca. 24V /3A. Solche Netzteile gibt es im Internet für ca. 10.-

Bei DL0ZW waren die Gesamtkosten für die Antennenanlage und die 13cm Endstufe mit Netzgerät: 140.-

 

und jetzt die Teile, welche je nach vorhandener Funkstation unterschiedlich ausfallen:

es stehen keine 2m/70cm SSB Transceiver zur Verfügung:

in diesem Fall ist die mit Abstand preiswerteste Lösung ein SDR welcher sowohl Senden als auch Empfangen kann.

Derzeit ist die günstigste Lösung dafür der Adalm-Pluto von Analog Devices. Kosten: 152.-

Dieser wird über USB an einen Windows-PC angeschlossen. Die Software SDRconsole ist kostenlos im Internet verfügbar, sie erlaubt den Full-Duplex Betrieb über QO-100.
Da der Pluto nur eine winzige Ausgangsleistung hat, wird noch ein Vorverstärker benötigt. Der Originalverstärker von Analog Devices ist der CN-0417 und kostet ca. 40.- . Mit ein wenig Suche lassen sich aber gleichwertige Verstärker im Internet für ca. 10.- finden.

(Man könnte auch noch die weiter unten erwähnte GPS Referenz einsetzen, aber das ist nicht unbedingt erforderlich und ich wollte ja hier die Minimalkosten ausrechnen.)

Bei DL0ZW waren die Gesamtkosten für die Sende-/Empfangsanlage: 170.-

Damit haben wir die gesamten Kosten für DL0ZW mit ca. 310.-

 

es stehen 2m/70cm SSB Transceiver zur Verfügung:

viele OMs haben bereits einen TS2000, IC9100, IC9700, IC7100 oder ähnliche Geräte die auf 2m und 70cm SSB Betrieb machen können. Auch 2 Geräte, eines für RX und eines für TX sind nutzbar.

In diesem Fall sehen wir uns die Empfangsanlage und die Sendeanlage getrennt an:

Empfangsanlage:

Um die Ausgangsfrequenz des LNBs in das 70cm Band umzusetzen und außerdem zu stabilisieren benötigt man eine GPS Referenz. Die meisten benutzen dazu das GPSDO von Leobodnar, das ca. 110.- kostet.
Damit kann QO-100 im 70cm Band empfangen werden, mehr ist dazu nicht notwendig.

Sendeanlage:

Das Sendesignal eines 23cm, 2m oder 10m Transceivers muss in das 13cm Band umgesetzt werden. Es gibt dazu eine Reihe von Optionen. Nur als Beispiel sei der DXpatrol MK2 Upconverter erwähnt, der ca. 120.- kostet. Damit kann oben erwähnte PA direkt angesteuert werden. (Konverter die "nur" das 70cm Band umsetzen können sind in dieser Konfiguration nicht geeignet, da wir 70cm bereits zum Empfang benötigen).

Die Gesamtkosten bei vorhandenen 2m und 70cm TRX sind also ca. 230.- plus 140.- für Antenne und PA macht also zusammen: 370.-

Ein paar Euro sollte man noch für Kabel und Stecker rechnen, sofern man diese nicht sowieso zuhause hat.